Die Planung einer Implantatbehandlung
Eine umfangreiche Zahnversorgung mit Implantaten ist eine komplexe zahnärztliche Maßnahme, die eine umfangreiche, systematische und gründliche Planung voraussetzt. Hiermit möchte wir Sie informieren, welche Schritte hierzu erforderlich sind, und wie wir die endgültige Behandlungsplanung gemeinsam erarbeiten können.
Der vorläufige Behandlungsplan
Natürlich steht am Anfang die bekannte zahnärztliche Untersuchung, bei der eine Röntgenaufnahme gemacht und Zähne, Kiefer und Zahnfleisch untersucht werden. Mit den Informationen aus dieser Untersuchung kann der Zahnarzt einen vorläufigen Behandlungsplan erstellen. Hierbei handelt es sich nur um eine erste Idee, welche Zähne zu erhalten sind, welche Zähne ggfs. entfernt werden sollten, an welcher Stelle ggfs. Implantate eingesetzt werden können und wie der spätere Zahnersatz aussehen könnte. Zu diesem Zeitpunkt kann zunächst nur eine sehr annähernde und unverbindliche Schätzung der Behandlungskosten erfolgen.
Es muss hier ganz deutlich gesagt werden: dieser vorläufige Behandlungsplan ist wirklich nur vorläufig ! Eine gründliche und genaue Behandlungsplanung setzt nämlich unbedingt eine Reihe von weiteren Untersuchungen voraus. Ein Heil- und Kostenplan bzw. ein Kostenvoranschlag auf der Basis des vorläufigen Behandlungsplans, bevor diese gründlichen Planungsmaßnahmen durchgeführt wurden, wird mit großer Wahrscheinlichkeit nicht die wirklich anfallende Kosten zeigen. Wir raten daher eher davon ab, mit Versicherungen und Beihilfestellen Kontakt aufzunehmen, bevor eine gründliche Behandlungsplanung gemacht wurde.
Der Weg zum endgültigen Behandlungsplan
Für den Zahnarzt ist es wichtig, die Antwort auf folgende Fragen zu kennen bzw. mit dem Patienten zu erarbeiten:
- Welche Ansprüche und Erwartungen hat der Patient?
- Welche Zähne sind auf längere Sicht nicht sinnvoll zu erhalten?
- Welche Zähne können auf längere Sicht erhalten werden?
- Liegen eine Parodontose oder funktionelle Probleme vor?
- Welche Art von Zahnersatz soll gemacht werden?
- Wo sind hierfür Implantate notwendig oder wünschenswert?
- Ist die Implantation an diesen Stellen auch möglich?
Röntgendiagnostik
Der Zustand der Zähne und der Kieferbereiche, in denen implantiert werden soll, muss ganz genau bekannt sein. Besonders wichtig ist es zu wissen, wie viel Platz im Kieferknochen besteht, um dort ein Implantat zu verankern. Hierzu brauchen wir eine oder mehrere spezielle Röntgenaufnahmen, um dies auzumessen. In besonderen Fällen kann auch ein Computertomogramm notwendig sein.
Kiefermodelle
Genauso wichtig sind Gipsmodelle der Zähne bzw. der Kiefer. Auch diese werden in verschiedener Hinsicht vermessen, um den Platz für die Implantate zu beurteilen.
Funktionelle Diagnostik
In vielen Fällen ist es notwendig, die bestehende Kaufunktion genauer zu untersuchen und die Modelle der Kiefer in eine spezielle künstliche Kaumaschine einzusetzen. In diesem sog. Artikulator stehen die Zahn- bzw. Kiefermodelle so zueinander, wie sie es auch im Munde tun bzw. es nach der Behandlung tun sollen. Hier können die räumlichen Verhältnisse zwischen Ober- und Unterkiefer beurteilt werden, und es kann ermittelt werden, wo und wie die Implantate stehen müssen, damit die Zähne und der Zahnersatz später gut zusammenbeißen. Das ist sehr wichtig, um zu vermeiden, dass die Implantate an der falschen Stellen stehen.
Ästhetische Diagnostik
Bei hohen ästhetischen Anforderungen muss man sich vor der Behandlung Gedanken machen, wie die Zähne und der Zahnersatz auf den Implantaten später aussehen sollen und welche Maßnahmen zum Erreichen des gewünschten Ziels notwendig sind.
Die „Probeprothese“
Dies kann z.B. bedeuten, dass der Zahntechniker beauftragt wird, eine Simulation des anzufertigenden Zahnersatzes herzustellen. Dies geschieht entweder auf einem Kiefermodell, oder es wird eine regelrechte „Probeprothese“ zum Einprobieren im Mund hergestellt. So können alle funktionellen und ästhetisch wichtigen Details dreidimensional beurteilt werden.
Allgemeine Gesundheit
Schließlich ist es wichtig, die allgemeine Gesundheit des Patienten zu kennen, um Risikofaktoren für die Implantatbehandlung zu beurteilen.
Endgültige Behandlungsplanung
Erst mit all diesen Befunden kann beurteilt werden, ob die vorläufige Planung so wie gedacht durchgeführt werden kann. Häufig kommt es nach näherer Diagnostik dazu, dass man Änderungen an der ursprünglichen Behandlungsidee vornimmt, etwa in Bezug auf Erhaltung oder Entfernung erkrankter Zähne oder in Bezug auf Lage und Anzahl der geplanten Implantate.
An dieser Stelle müssen Zahnarzt und Patient noch einmal über Alternativen nachdenken, denn oftmals sind verschiedene Möglichkeiten denkbar. Insbesondere die Zahl der Implantate sollte überlegt werden. Wenn mehrere Zähne durch zu wenige Implantate ersetzt werden sollen, kann es nicht zum langfristigen Erfolg kommen. Speziell bei herausnehmbarem Zahnersatz steigen der Komfort und die langfristigen Erfolgsaussichten ganz wesentlich mit der Zahl der Implantate. Erst wenn der Patient genau über die Details, Aussichten und Risiken dieser Behandlungsplanung aufgeklärt ist, fällt die endgültige Entscheidung für diese Behandlung.
Der endgültige Behandlungsplan
Erst jetzt, nach diesen umfangreichen Vorarbeiten, ist es möglich, einen Heil- und Kostenplan aufzustellen, der die voraussichtliche Behandlung und ihre Kosten hinreichend genau beschreibt. Erst jetzt ist es sinnvoll, den Heil- und Kostenplan ggfs. einer Versicherung vorzulegen.
Trotz aller Gründlichkeit in der Behandlungsplanung kann es immer noch zu gewissen Änderungen kommen. Dies ergibt sich daraus, dass manchmal längere Vorbehandlungen an den eigenen Zähnen erforderlich sind, z.B. Parodontosebehandlung oder Wurzelbehandlungen. Ein erfahrener Zahnarzt kann zwar abschätzen, wie die Gewebestrukturen auf die Behandlung reagieren, aber ganz genau vorhersehbar ist dies nicht. Nach solchen Vorbehandlungen wird daher vom Zahnarzt die Reaktion der Zähne und des Gewebes erneut beurteilt, und wenn nötig, werden noch Änderungen am Behandlungsplan eingearbeitet.
Auch während des Einsetzens der Implantate kann es noch zu gewissen kleinen Abänderungen kommen, z.B. wenn zusätzliche Materialien erforderlich werden. Sofern diese Möglichkeit abzusehen ist, wird es vom Zahnarzt vorher angesprochen.
Es ist also durchaus ein langer Weg von der ersten Idee eines Behandlungsplans zur endgültigen Planung und Kostenermittlung. Er ist aber nötig, denn in der Implantatbehandlung gibt es optimale und vorhersehbare Ergebnisse nur mit gründlicher, systematischer Planung und Vorbereitung.
Florian Stephenson M.Sc.