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Kieferknochenschwund im zahnlosen Kiefer! Es geht oft auch ohne Knochentransplantation.

Wenn im zahnlosen Kiefer Implantate gesetzt werden sollen, aber nur noch wenige Millimeter Restknochen (der sogenannte basale Knochen) vorhanden ist, wird die Behandlung schwierig. Der Aufbau des Kiefers mit Beckenkammtransplantaten wurde und wird auch heute noch von einigen Kieferchirurgen als beste Behandlung angesehen. In einem mehrstufigen Konzept, bei dem zunächst Knochen aufgebaut wird und nach einigen Monaten Implantate gesetzt werden, kommt es für den Patienten zu schwierigen Behandlungsphasen. Bei größeren Knochendefiziten muss der Knochen vorwiegend aus dem Becken, aber auch von anderen Regionen gewonnen werden. Mehrere Operationen, lange Wartezeiten (bis zur Endversorgung können ein Jahr und mehr vergehen) und die mit den Operationen jeweils verbundenen Risiken schrecken viele Patienten ab. Bei jüngeren Patienten kann dieses Vorgehen, insbesondere wenn es den sichtbaren Bereich betrifft, durchaus sinnvoll sein.

Bei zahnlosen oder fast zahnlosen Patienten stellt sich die Situation jedoch anders dar. Es gibt Alternativen für unsere Patienten ohne Knochenaufbaumaßnahmen in kurzer Zeit zu neuen, festen Zähnen zu kommen. Die Methode all on 4 nach Malo kommt ohne belastende Knochentransplantationen aus. Langzeituntersuchungen(8Jahre) dieses Verfahren zeigen keine schlechteren Ergebnisse als konventionelle implantologischen Verfahren. Es werden Erfolgsquoten von deutlich über 90 % erreicht.

Wie bei jedem chirurgischen Verfahren kann es aber auch hier keine 100 prozentige Sicherheit geben. Mit einer Risikoanalyse versuchen wir den bestmöglichen Behandlungsweg zu finden. Dabei helfen uns auch mikrobiologische Untersuchungen und Gentests um Patienten vor der Behandlung auf mögliche Knochenheilungsstörungen zu untersuchen. Wenn das sogenannte "ALL on 4" Verfahren nach Malo möglich ist, wird nach gründlicher Vorplanung und vorbereitenden Maßnahmen binnen eines Tages ein neuer fester Zahnersatz eingegliedert (teeth in a day).

Verschiedene wissenschaftliche Grundlagenstudien führten zu einem Verfahren, welches im stark athrophierten Kiefer (Kiefer mit starkem Knochenschwund) eine festsitzende Brückenversorgung ohne Knochenaufbaumaßnahmen ermöglicht. Dieses Verfahren stellt eine kleine Revolution dar.

  1. Beckenkammtransplantationen mit allen möglichen Komplikationen  und Risiken werden vermieden.
  2. Lange Wartezeiten und ein Verzicht auf das Tragen einer Prothese für 6 Wochen entfallen.
  3. Die "immediate function" ermöglicht es feste Zähne schon am Tag der Implantation einzusetzen.
  4. Nur 4 (bis 6) Implantate müssen "gepflegt" werden. Dies erleichtert dem Patient und dem Zahnarzt die Nachsorge.

Um das Konzept "teeth in a day"- also neue Zähne an einem Tag zu verwirklichen bedarf es einiger Vorbereitung.

  1. Eine dreidimensionale Implantatplanung mittels DVT oder CT sollte vorausgehen.
  2. Das gewünschte Endergebnis muss zantechnisch vor dem Eingriff realisiert werden. Dazu werden spezielle Schablonen hergestellt. Ein spezialisiertes zahntechnisches Team ist erforderlich.
  3. Bis 6 Wochen nach der Implantation darf nur weiche Kost gegessen werden.
  4. Die Implantation und Planung ist anspruchsvoll und sollte vom Spezialisten durchgeführt werden.

Der folgende Beispielfall zeigt eine Patientin, die sowohl im Ober- als auch im Unterkiefer zahnlos war. In beiden Kiefern war der Knochen stark geschwunden. Statt umfangreich Knochen aufzubauen wurde nach dem all on 4 Verfahren im Ober- und Unterkiefer implantiert. Die Patientin wurde sofort mit einer festen provisorischen Brücke versorgt. Im Oberkiefer konnte dann nach 6 Monaten eine vollkeramische Brücke und im Unterkiefer eine "Composite" (Gemisch aus Keramik und Kunststoff) verblendete Brücke eingegliedert werden.

Durch die akribische Vorarbeit nach den oben genannten Kriterien war die Umsetztung der Planung ohne Zwischenfälle möglich.

Abb. 1: Sagittaler Schnitt im Frontzahnsegment: Wenig Knochen, schlechte Knochenqualität
Abb. 2: Horizontaler Schnitt durch den Oberkiefer: Geringes Knochenangebot und große Kieferhöhlen
Abb. 3: Im Bereich des zweiten kleinen Backenzahnes gibt es praktisch nur noch die Kieferhöhle
Abb. 4: Bereich des ersten kleinen Backenzahnes-Viel Kieferhöhle, wenig Knochen
Abb. 5: Horizontaler Schnitt durch den Unterkiefer- ein schmaler Kieferkamm ist zu erkennen.

Abb. 6: Der gesamte knocherne Schädel und die Wirbelsäule im CT-nach dreidimensionaler Rekonstruktion
Abb. 7: Der Oberkiefer mit 4 geplantet Implantaten
Abb. 8: Die sog. Scanprothese in lila-Implantatdurchtritte und Zahnpositionen werden überprüft.

Abb. 1 und 2: Im Oberkiefer wurden 5, im Unterkiefer 4 Implantate gesetzt. Eine kombiniert verschraubte bzw. teleskopierende Brücke wurde geplant.

Abb. 3 und 4: Im Bild festgehalten wurde hier die 3 Phasen der prothetischen Behandlung.
  • Die am Implantationstag eingesetzte, verschraubte provisorische Brücke im Unter- (3) und Oberkiefer(4)
  • Die sog. Reiseprothese für die Phase der Herstellung der definitiven Brücke .An dieser können alle Details nochmals überprüft werden . Sie ist die "Blaupause" für die definitive Versorgung.
  • Die definitive Brücke im Unter- und Oberkiefer.

Abb. 5: Die vollkeramische Brücke im Oberkiefer.
Abb. 6: Die "Composite" verblendete Brücke im Unterkiefer.
Abb. 7: Detailansicht der Oberkieferfrontzähne.

Abschlussröntgenbild nach Eingliedern der festsitzenden Brücken.

Verschiedene wissenschaftliche Grundlagenstudien führten zu einem Verfahren, welches im stark athrophierten Kiefer (Kiefer mit starkem Knochenschwund) eine festsitzende Brückenversorgung ohne Knochenaufbaumaßnahmen ermöglicht.

Dr. Rolf Fankidejski